Besuch bei einem OM   (von Siegfried Lorff DJ7FF)

Es war nach einer Sommernacht,
die ich an der Station verbracht,
an einem schönen Sonntagmorgen,
ohne Kummer, ohne Sorgen.

Da sprach ein Freund, so auf dem Band
zu mir ganz plötzlich, unverwandt
"Ach, weißt Du was, mein Lieber,
komm doch einfach zu mir rüber!"

Bei mir war`s sowieso sehr trocken,
drum macht ich mich auf die Socken,
den Beam von draußen zu beseh'n
und zu meinem Freund zu geh'n.

Bald darauf dort angekommen,
klingelte ich ganz leicht beklommen,
und man öffnete mir schnell.
Vor mir stand die XYL.

Gleich kamen mit Geschrei,
auch Harmonische herbei,
mit dem Finger in dem Mund.
Hinten bellte noch ein Hund.

Gleich im Flur, da ging es los:
Welch ein Anblick, grandios.
Doch, bevor sie "Vorsicht!" rief,
lag ich ihr schon vor die Füß`.

Mit Lachen und Radau
hob sie mich aus dem Verhau
von Kabeln, Litzen, Drähten.
Die Frau, sie platzte aus den Nähten.

Es war `ne tolle Bellevue:
Erst sah ich Sterne und dann sie,
die Küche, denn die Tür stand offen.
Hier wurde sichtlich gern gesoffen.

Ganze Batterien von Flaschen;
Kinder waren g'rad beim Naschen.
Neben bunten Papageien
quarrt ein Radio Melodeien.

Und in die Musik hinein,
hört' man plötzlich "CQ" schreien.
So stellte sich das Radio vor
als ungewollter Monitor.

Dann kam ich in einen Raum,
und traute meinen Augen kaum,
das hier war das Schlafgemach.
Doch ausseh'n tat es nicht danach.

Denn unter´n Betten, auf dem Schrank,
in den Ecken, auf der Bank,
im ganzen Raume, schräg und krumm,
standen Pappkartons herum.

Schraubenzieher, Säge, Feile,
jede Menge Radioteile.
Kaum noch konnte man erkennen
eine Liegestatt zum Pennen.

Als die Frau nun langsam fluchte,
fand ich endlich, was ich suchte.
Er saß in der Stube schon,
eifrig dort beim QSO`n.

Ich kam nicht aus dem Staunen raus,
denn, wie sah es hier erst aus.
Im Nachthemd saß mein OM hier,
neben sich `ne Flasche Bier.

Auf dem Kopf trug er `nen Hörer
und er fluchte auf die Störer.
Zwischendurch ein Schlückchen Bier.
Dann kritzelt er auf dem Papier.

Doch, als er mich dann erblickte
und zum Gruße nur kurz nickte,
sah ich mich ganz leis und stumm,
vorerst in dem Raum mal um.

Den meisten Platz, beim Lampenschein,
nahm ein Riesenschreibtisch ein
und der war, Sie dürfen raten,
vollgepackt mit Apparaten.

Zum Fenster hin und auch zur Türe,
hingen jede Menge Schnüre.
Lampen blinkten, Funken schwärmten,
und die vielen aufgewärmten

Röhren, mit den roten Backen.
Jetzt hörte man die Taste hacken,
und ein Zirpen und ein Pfeifen.
Es ist kaum noch zu begreifen,

Dass ein Mensch das noch verträgt.
Scheinbar wird hier auch gesägt.
Denn durch Späne, ölverschmiert,
wirkt der Teppich fast meliert.

Und doch erkannt' ich, bald sogar,
dass dies die gute Stube war.
Denn es gab auch einen Schrank,
eine Couch und eine Bank,

Einen Sessel, einen Tisch,
und am Fenster hing ein Fisch.
Dazwischen hingen hier und dort,
Karten rum, von jedem Ort,

Bei jedem Blick, ganz unausweichlich,
kreuz und quer, ganz unvergleichlich.
Nur an der Gardine hing,
zusätzlich ein Schmetterling.

An einem Bild hing Omas Zopf.
Da wurd's mir schwindelig im Kopf....
Ich habe mir mir in meiner Welt,
ein' Shack ganz anders vorgestellt.

 

 

 

Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher
Genehmigung des Verfassers